Roland Ionas Bialke - Indymedia - 28. Juni 2008
Heute, am 28. Juni 2008, konnte die organnisierte "Hobby-SprengmeisterInnenszene" in der RBB/ARD-Fernsehsendung Polylux einen Beitrag zum Thema "Sprengstoff als Hobby" unterbringen. Es wurde durch Uns versucht auf die Repression gegen Uns aufmerksam zu machen und Unser Bedürfnis, Sprengstoffe zu synthetisieren und "es knallen zu lassen" aufmerksam zu machen, ausserdem die politischen Grundlagen und Ziele der "Hobby-SprengmeisterInnenszene" zu verdeutlichen. Unser Versuch medialer Politisierung ist gescheitert.
Im Sommer 2007 gab es massive Repression gegen die sogenannte Hobby-SprengmeisterInnenszene, also gegen Menschen die sich mit Sprengstoffen befassen und diese auch entgegen gesetzlichen Verboten herstellen und zur Detonation bringen. Daraufhin gab es Versuche durch die Szene selbst, die hauptsächlich über das Internet vernetzt ist, sich gegen die Repression zu organisieren. Es sollte eine Verein, der Sprengstoff e.V., gegründet werden. Rechtshilfe, praktische Hilfe, wie zum Beispiel einen Computerverleih nach Durchsuchungen, und eine Dokumentation repressiver Vorgänge sollten organisiert werden.
In den ersten Wochen konnten Wir so über 50 Wohnungsdurchsuchungen feststellen und Wir ahnten sehr schnell, dass Unsere Ressourcen nicht ausreichen würden. Die Polizei selbst versuchte die meisten SprengmeisterInnen durch das zu kriegen durch das sie zu kriegen sind: Durch ihre finanziellen Transaktionen - Die Polizei kaufte von und verkaufte an die SprengmeisterInnen Chemikalien, auch durch mit der Polizei kooperierender Beschuldigter. Auch Versuche dieses Problem alternativ zu lösen scheiterten teilweise. So wurde im Sommer 2007 ein europaweit agierender Chemikalienhandel durch die Polizei ausgehoben. Dabei wurde durch die martialisch auftretende Polizei ein minderjähriger Junge so verletzt, dass er seitdem mit extremen psychischen Problemen zu kämpfen hat.
Auch die Vernetzung der SprengmeisterInnenszene wurde durch die Polizei extrem angegriffen. Neben den zahlreichen Durchsuchungen versuchte die Polizei die legalen Synthesedarstellungen aus dem Internet zu verbannen indem sie versuchten Unsere Seite zu manipulieren und abzuschalten. Erst aus dem Spiegel Nr. 30/23.07.07 erfuhren Wir, dass das Bundeskriminalamt (BKA) gegen das Xplosives.org, dass grösste deutschsprachige Sprengstoff-Forum, ermittelt. Obwohl die Identitäten (Klarnamen, Kryptonyme, Adressen und Kommunikationswege) aller Seitenbetreiber bekannt ist, wurden diese bis heute nicht von den Ermittlungen gegen sie in Kenntnis gesetzt.
Auch darum wollten Wir gemeinsam Unsere Inhalte nach aussen tragen. Wir definierten Regeln, den Sprengmeister-Codex, die eine Richtlinie für für Hobby-SprengmeisterInnen darstellen soll. In diesem weisen Wir darauf hin, dass mit Unserem Hobby, den Sprengstoff, keine Lebewesen (dazu gehören auch Menschen) gefährdet werden sollen. Ebenso Tabu ist das Beschädigen von fremden Eigentum. Zudem definierten Wir noch ein paar technische Regeln, die zur Sicherheit in der Szene beitragen sollen.
Dies alles, und noch viel mehr, wollten Wir also in die Öffentlichkeit tragen. Wir schrieben dazu Pressemitteilungen und schickten sie an Medienvertreter. In der Hoffnung auf eine faire Berichterstattung. Zu Unserer Freude interessierten sich viele MedienvertreterInnen an Unseren Hobby. Darunter auch ein Produzent von ARD Polylux. Da Wir an seriöser, fairer und nicht-reisserischer Berichterstattung interessiert waren und Polylux sich zum grossen Teil dafür auszeichnet, wurde eine Sendung produziert die ursprünglich zu Beginn der "Wir-Bleiben-Alle"-Aktionstage (WBA) ausgestrahlt werden sollte. Doch schon wurde Uns ein Strich durch die Rechnung gemacht. Die Produktionsfirma wollte nun nicht mehr wie vorgesehen über die Repression gegen die Szene, die Sicherheitsvorkehrungen der Szene und das hervorheben politischer Ziele der Szene, wie Emanzipation, Legalisierung, usw. berichten, sondern wollten nur die Jugendlichen, den Knall und den grünuniformierten Onkel, der "Du, Du!!" sagt.
Trotz der Bedingung, dass bestimmte Substanzen nicht erwähnt beziehungsweise nur mit dem technischen Hintergrund erwähnt werden sollen, wurde dies doch getan beziehungsweise so zurecht geschnitten.
Im Beitrag von Polylux werden zudem zwei Fakes eingeschnitten. Zum ersten das Westerstede-Video. Dieses wurde zwar nicht in der langen Fake-Version gezeigt, in der eine Autoexplosion zu einer Kinderzimmerexplosion zusammengeschnitten wird, aber zumindest das falsche Video und eine falsche Erklärung dazu ist zu sehen. Der Vorfall in Westerstede existierte nicht. Die Hausaufnahme die nach der Kinderzimmersequenz zu sehen ist stammt nicht von Sprengstoff, sondern von einer Gasexplosion. Im Video sind etwa ein halber Kilo Substanz zu sehen, wenn das Sprengstoff wäre, dann würde diese geringe Menge nie so ein grosse Loch in ein Haus reissen. Zum zweiten wird ein Fake-Video gezeigt was augenscheinlich eine Sprengstoffanleitung darstellen soll. Ein Streichholz wird mit einer rötlichen Masse bestrichen - Angeblich ein neuer Super-Sprengstoff, der aus zwei Komponenten besteht. Einen solchen Sprengstoff, wie in diesem Fake-Video beschrieben, gibt es allerdings nicht. Dieses Video wurde erstellt um Terror-Hysterie zu schüren. Terror gegen Terror. So soll beispielsweise das Flüssigkeitsmitnahmeverbot für Flüge gerechtfertigt werden. Es gibt zwar durchaus die Möglichkeit einen flüssigen Zwei-Komponenten-Sprengstoff in ein Flugzeug zu bekommen, allerdings wäre die Potenz eines solchen Anschlags in Relation auf den unauffälligen Flüssigkeitsbedarf mehrerer reisender Personen gesehen nicht sehr hoch. Also alles reine Panikmache! Und ausserdem wäre es für TerroristInnen viel einfacher Ihre Chemikalien für Sprengstoffe nach den üblichen Flughafenkontrollen zu kaufen.
Zum anderen wird im Beitrag von Polylux gelogen. Es wird davon gesprochen, dass im April 2008 eine neue gesetzliche Regelung herausgekommen ist die "Sprengstoffanleitungen" unter Strafe stellt. Das ist nicht wahr. Im April 2008 wurde nur eine Dienstanweisung, dass ist eine Regelung wie innerhalb einer Behörde mit einer Sache umgegangen wird, durch das Innenministerium an die Polizei herausgegeben, nach der die Polizei Sprengstoffanleitungen wie das Anleiten zum Bau von Molotovcocktails (das ist strafbar nach dem Waffengesetz) verfolgen soll. Sprengstoffanleitungen bleiben trotzdem legal, sofern nicht zu Straftaten aufgefordert wird.
Wir empfinden, dass ARD/RBB Polylux mit Hilfe der Produktionsfirma Kobalt TV diese falsche Information verbreitet, grob fahrlässig und manipulierend. Auch das eine lebensfrohe, lebensbejaende und auf Sicherheit bedachte Szene mit "Tod", "Leichtsinn" und "Unreife" verglichen wird, halten Wir stellenweise für reallitätsfremd.
Wir lassen Uns nicht den Lutscher klauen und machen trotz Unseres Scheiterns weiter. Wir vernetzen Uns mit anderen "subversiven" Internet-Projekten, zum Beispiel der der Hacking-/Crackingszene, der Drogenszene und der Lockpickingszene. Es wird Werbematerial geben, in dem Wir Unsere Projekte weiterhin als emanzipatorische Freiräume darstellen und es wird auch weiterhin Medienarbeit geben.
Das Video von Polylux - http://www.polylog.tv/videothek/videocast/14662/
Der Sprengstoff e.V.i.G. - http://www.sprengstoff-verein.de