Roland Ionas Bialke - Indymedia - 5. Oktober 2009
Mit einen Beweisantrag entlarvte heute, am 5. Oktober 2009, im Berliner Landgericht die Rechtsanwältin von Christian P. zwei Polizisten als Lügner. Diese hatten angegeben Christian am 1. Mai 2009 Flaschen auf die Polizei werfen gesehen zu haben. Aufgrund dieser falschen Angabe wurde Christian in der Nacht zum 2. Mai von anderen Polizisten festgenommen und wird bis heute in Untersuchungshaft gehalten.
Sven Ströbele und Maik Berg, früher beim Berliner LKA 6 für "Operative Dienste" zuständig. Warum wurden die beiden Polizisten degradiert, zu einer unbeliebten Dienststelle versetzt? Könnte eine Jogginghose ihrer Karriere geschadet haben? Die beiden sagten aus, dass sie Christian am 1. Mai 2009 in Berlin beim Flaschenwerfen auf Polizisten gesehen haben. Einmal vier Flaschen, dann verloren sie ihn aus den Augen. Später wollen sie Christian wieder gesehen und diesmal soll er gleich elf Flaschen geworfen haben.
Die beiden gaben an, Christian bei der zweiten Wurfsituation (die 11 Flaschen) nicht aus den Augen verloren zu haben. Christian hätte sich mehrere 0,5-Liter-Bierflaschen in seine Hosentaschen gesteckt - beide beschrieben eine Cargohose mit aufgenähten Taschen - und hätte sich dann auffällig flink über die Strasse bewegt, dabei die Flaschen geworfen. Christian hätten sie an einen Schriftzug an seinem Pullover erkannt, den sie beim Werfen und danach aus einem Meter Entfernung betrachteten.
Heute stellte Christians Rechtsanwältin den Antrag die Jogginghose und den Pullover Christian in der Hauptverhandlung in Augenschein zu nehmen. Als Christians Hose herausgeholt wurde, konnten die ProzessbeobachterInnen eine Jogginghose betrachten. Die Hose hatte aussen keine (aufgenähten) Taschen. Nur zwei kleine Hosentaschen an den Seiten, in denen nicht mal eine 0,33-Liter-Coladose hätte Platz finden können. Laut Antrag der Anwältin hätte selbst in diesen Hosentaschen nichts reingesteckt werden können, der Zustand gäbe das nicht her. Was das bedeutet werden Wir am nächsten Prozesstag sehen.
Und auch der Schriftzug den die beiden Polizisten aus nächster Nähe gesehen haben wollen stimmt nicht mit dem Schriftzug auf dem Pullover Christians überein. Übereinstimmend hatten sie detailiert einen Schriftzug benannt, was heisst, dass sie sich entweder abgesprochen haben oder eine andere Person werfen gesehen haben.
Einen anderen Widerspruch benannte die Rechtsanwältin in einer Stellungnahme. Die beiden damals verdeckt eingesetzten Beamten wollen Christian an einen ganz bestimmten Ort in der Adalbertstrasse werfen gesehen haben. Das skizzierten sie ganz auf einen Blatt Papier in der Hauptverhandlung. Andere Zeugen verorteten die beiden Beamten zur selben Zeit jedoch an einer ganz anderen Stelle und skizzierten das ebenfalls sehr genau.
Freispruch ?
Die nächsten Prozesstage:
12. Oktober 2009 - 11 Uhr 30 - Raum 862 - LG Berlin (Turmstrasse 91) - Anträge und Beweismittel, eventuell Plädoyers
14. Oktober 2009 - 11 Uhr - Raum 862 - LG Berlin (Turmstrasse 91) - eventuell Urteil
Weitere Prozessberichte:
Prozess gegen einen Gefangenen des 1. Mai 09 - http://de.indymedia.org/2009/07/256578.shtml
1. Mai-Prozess gegen Italiener in Berlin - http://de.indymedia.org/2009/07/257189.shtml
Lügenmärchen im Prozess gegen Christian P. - http://de.indymedia.org/2009/08/258849.shtml
Berlin - 4. Prozesstag gegen Christian P. - http://de.indymedia.org/2009/08/259223.shtml